Die Energieeinsparverordnung EnEV legt fest, dass neue Fenster heutzutage nicht nur besonders guten Wärmeschutz aufweisen, sondern auch praktisch luftdicht verbaut werden müsssen. Dieser Einbau unterbindet den vormals allgegenwärtigen Luftaustausch im Haus. Das spart zweifellos Energiekosten und schont die Umwelt, führt aber in manchen Fällen zu einem neuen Problem.
Warum Sie mit aktuellen Fenstern gewissenhafter lüften sollten
Raumluft nimmt die Feuchtigkeit aus der Umgebung auf. Die relative Luftfeuchtigkeit gibt an, wie hoch der Anteil von Wasserdampf in der Luft ist. Man gibt sie in Gramm pro Kubikmeter Luft an (g/m3). Je wärmer die Luft ist, desto mehr Wasser(dampf) kann sie aufnehmen. So kann ein Kubikmeter Luft bei einer Temperatur von 20 Grad Celsius bis zu 17 Gramm Wasserdampf aufnehmen. Das entspräche dann einer relativen Luftfeuchte von 100 Prozent. Befinden sich 8,5g in einem Kubikmeter Luft, liegt die Luftfeuchtigkeit dementsprechend bei 50 Prozent.
Maximale Wasserdampfkonzentration in Abhängigkeit von der Temperatur. Quelle: Achim Christoph, Wikipedia, Lizenz: gemeinfrei.
Diese Feuchtigkeit bleibt mit neuen und dichteren Fenstern eher im Haus und schlägt sich an besonders kalten Stellen nieder. Man kennt das meist von innen beschlagenen Fensterscheiben. Diese Wasser kann sich aber ebenso an kälteren Stellen an der Innenwand oder an anderen Orten wiederfinden. Das führt unter Umständen zu Bauschäden und es bildet sich unter Umständen Schimmelpilz an dauerhaft feuchten und kühlen Stellen.
Generell empfiehlt sich in den Innenräumen eine durchschnittliche relative Luftfeuchtigkeit von 40 - 60 Prozent bei einer Raumtemperatur von ungefähr 20 Grad Celsius.
Mit einem Hygrometer können Sie die Luftfeuchtigkeit leicht über einen hinreichenden Zeitraum beobachten. Ist die Luftfeuchtigkeit über einen längeren Zeitraum zu hoch, sollten Sie Maßnahmen ergreifen. Der erste Schritt, der zudem keine weiteren Bauarbeiten erfordert, heißt: richtig lüften.
Richtig lüften - aber wie lange?
Richtig lüften mit dichten Fenstern bedeutet vor allem: kein Dauerlüften mit gekippten Fenstern. Das ist vergleichsweise ineffizient, kühlt umliegende Bauteile aus und ist außerdem bei Fenstern im Erdgeschoss nicht gerade ein Garant für Sicherheit. Das Stoßlüften in Kombination mit Querlüften, das heißt, bei weit geöffneten Fenstern in mehreren Räumen mit offenen Zimmertüren, zeitigt das beste Ergebnis. Hier ist die Luftwechselrate sehr hoch und man kann die Fenster schnell wieder schließen, wodurch die Räumlichkeiten und Bauteile nicht so stark auskühlen. Wie lange die Fenster offen bleiben müssen, hängt von der Außentemperatur, der Temperaturdifferenz zwischen Innen und Außen, den Windverhältnissen und anderen klimatischen Bedingungen ab. Die co2online gGmbH empfiehlt folgende Lüftungszeiten:
Optimale Lüftungsdauer in Abhängigkeit von der Jahreszeit / Außentemperatur. Grafik: co2online gGmbH
Genauere Informationen, wie Sie richtig Lüften, erhalten Sie auch in der Broschüre "Lüften und Energiesparen" vom BINE Informationsdienst.
Wenn eigenhändiges Lüften nicht mehr ausreicht
Wenn sich trotz sachgerechtem Lüften dauerhaft nasse Stellen in der Wohnung bilden oder ein erster Schimmelpilzbefall sichtbar wird, müssen jedoch Maßnahmen getroffen werden. Im Härtefall reicht eine rein chemische Behandlung nicht mehr aus. Diese beseitigt zwar die Symptome, jedoch nicht unbedingt die Ursache, sofern diese nicht nur im falschen Lüftungsverhalten begründet lag. In diesem Fall müssen die bauphysikalischen Gegebenheiten von einem Fachmann vor Ort analysiert werden. Beispielsweise muss man Wärmebrücken ausschalten. Dies kann stellenweise durch das Aufbringen geschlossener Innendämmung vor sich gehen. Zusätzlich sollte ein Lüftungskonzept nach DIN 1946-6 erstellt werden. Ein Lüftungskonzept ist im Neubau eigentlich schon fest vorgeschrieben, ist aber im Altbau bei einer größeren Sanierung geboten, wenn zum Beispiel ein Drittel der Fensterfläche ausgetauscht oder mehr als ein Drittel der Dachfläche abgedichtet wird.
Anhand dieser Analysen können einzelfallgerechte Maßnahmen getroffen werden. Stellenweise sind zusätzliche Fensterlüfter schon ausreichend. Das sind kleine Lüftungsklappen, die bedarfsgesteuert den Luftwechsel regulieren. So gibt es unter anderem Fensterfalzlüfter, beschlagsgeregelte Lüfter oder Aufsatzelemente. Unter Umständen muss eine kontrollierte mechanische Wohnraumlüftung zum Einsatz kommen. Diese Lüftungsgeräte können entweder dezentral in einem besonders betroffenen Raum oder allen Räumen einzeln in die Wand eingelassen werden oder als zentrales System konzipiert werden, in dem alle Geräte über einen zentralen Ab- und Zuluftschacht arbeiten. Letzteres ist allerdings eher etwas für den Neubau. Im Bestandsbau sind dezentrale Lösungen einfacher - oder genauer: preiswerter - umzusetzen.
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