Sicherheitsverglasung & Widerstandsklassen im Detail
Hebeln ist die bevorzugte Methode, um durch Fenster einzusteigen, © Photographee.eu - Fotolia.com
Einscheiben-Sicherheitsglas (kurz: ESG) und Verbundsicherheitsglas (VSG) sind gängige Sicherheitsgläser. ESG dient eher der körperlichen Unversehrtheit: dieses Sicherheitsglas zerfällt in einzelne Scherben von geringer Größe. Das senkt das Verletzungsrisiko deutlich und somit ist ESG seit langem weit verbreitet, nicht nur im Fensterbau. Auch in Autos findet man dieses Sicherheitsglas. Dazu ist ESG sehr resistent gegenüber Temperaturschwankungen und widerstandsfähiger gegen Stöße oder Schläge als ein herkömmliches Fenster.
Verbund-Sicherheitsglas erfüllt mehrere Eigenschaften, welche einbruchhemmend wirken. Eine ebenso reißfeste wie elastische Folie bleibt beim Glasbruch an den Scherben haften. Wie beim ESG minimiert dieses Vorgehen nicht nur das Verletzungsrisiko - auch die Resttragfähigkeit ist deutlich höher als bei normaler Verglasung. Deshalb ist VSG bei Überkopfverglasung unbedingt zu verwenden. Auch der Widerstand gegen Einbrecher ist erhöht.
Wie widerstandsfähig ein Fenster gegen Einwirkung von Außen ist, beschreiben die Widerstandsklassen (früher: Wk, heute englisch RC für "Resistance Class") nach den europäischen Normen EN 1627 und die Prüfnormen nach EN 356. Die Widerstandsklassen betreffen das gesamte Fenster, während die Prüfnormen nach EN 356 die Verglasungseigenschaften wiedergeben. Die Widerstandsklassen verlaufen von 1 bis 7 und die Prüfnormen nach EN 356 bezeichnet man als P1A bis P8B. Bei ansteigender Zahl steigt angriffshemmende Wirkung. P1A bis P5A stehen für eine Durchwurfhemmung, alle höheren Klassen bezeichnet man als durchbruchshemmend. Die sieben Widerstandsklassen ordnen sich mit entsprechend ansteigender Widerstandsfähigkeit gegenüber Angriffen wie folgt:
Widerstandsklassen für Fenster in der Übersicht
Widerstandsklasse | Vorgehen des Täters | Widerstandszeit | Sicherheitsglas / Einsatzempfehlungen |
RC 1 N | Geringer Schutz, vornehmlich gegen Treten, Springen, Schieben und Reißen. Standardverglasung. | keine Angabe | Obergeschosse, erhöhter Einbau / Leiter erforderlich. Kein Sicherheitsglas. |
RC 2 N | Der Täter verwendet einfaches Werkzeug: Schraubendreher, Zange, Keile, greift aber nicht die Verglasung an. | 3 Minuten | Kein Sicherheitsglas. Gute Option, wenn kein Angriff auf die Verglasung zu erwarten ist. Teurer als RC 2 N. P4A Sicherheitsglas empfehlenswert |
RC 2 | Wie RC 2 N, hier ist allerdings zusätzlich eine Verglasung nach EN 356 vorgeschrieben (siehe unten). | 3 Minuten | Teurer als RC 2 N. P4A Sicherheitsglas nach P4A von der Initiative "Zuhause Sicher" empfohlen. |
RC 3 | Wie RC 2 nur mit zusätzlichem Schraubendreher oder Kuhfuß. | 5 Minuten | Eher nicht für den Wohnbereich, aber stellenweise evtl. empfehlenswert. Ab dieser Widerstandsklasse empfiehlt sich eine Sicherheitsverglasung nach P 5. |
RC 4 | Weiteres Werkzeug wie Stemmeisen, Hammer oder Meißel kommen zum Einsatz. | 10 Minuten | P6 B Sicherheitsglas. Eher gewerblich. |
RC 5 | Elektrische Werkzeuge werden zur Hilfe genommen: Bohrmaschinen, Winkelschleifer, usw. | 15 Minuten | P7 B Sicherheitsglas. Eher gewerblich. |
RC 6 | Wie RC 5, aber mit stärkerem Gerät. | 20 Minuten | P8 B Sicherheitsglas. Eher gewerblich. |
Alte Fenster mit mechanischem Schutz und Sicherheitsglas nachrüsten
Alte Fenster lassen sich aufrüsten, um den Widerstand gegenüber ungebetenem Besuch zu erhöhen. Dazu zählen Aufschraubsicherungen, Pilzkopfzapfen und abschließbare Fenstergriffe. Die Verglasung kann man entweder komplett durch ein Sicherheitsglas austauschen oder man greift zu einer einbruchhemmenden Sicherheitsfolie. Allerdings: absolute Sicherheit gibt es nicht. Man kann versuchen, die Einbruchszeit soweit zu erhöhen, dass ein versuchtes Eindringen abgebrochen wird oder man in der Zwischenzeit Kontakt mit der Polizei aufbaut und der Täter gefasst werden kann. Also muss man genau zwischen Nutzen und Kosten abwägen.
Die KfW vergibt Fördergelder für Sicherheitsglas
Für eine neue Sicherheitsverglasung können Sie auch Fördergelder beantragen. So vergibt die KfW Bank im Rahmen ihrer Förderprogramme 455-E "Einbruchschutz Zuschuss" sowie unter der Programmnummer 159 "Altersgerecht Umbauen - Kredit" entsprechende Mittel.
Im Programm 455-E erhalten Sie bis zu 1.600 Euro Zuschuss für verschiedene Maßnahmen, die vor Einbruch schützen, so zum Beispiel einbruchhemmende Garagentore, Nachrüstsysteme für Fenster oder Gefahrenwarnanlagen.
Im Programm 159 erhalten Sie bis zu 50.000 Euro, allerdings hier im Rahmen eines Kredites.
Mehr Informationen zur Förderung von Sicherheitsglas und der Erhöhung des Einbruchschutzes erhalten Sie auf den Themenseiten der KfW zum Einbruchsschutz.
Fachbetriebe für Fenster helfen Ihnen bei der Entscheidung, ob Sicherheitsglas notwendig ist und wie Sie ihre Fassade möglichst einbruchshemmend gestalten.